Mit Secondhandkleidung die Welt verbessern?
Ein Thema, welches uns alle betrifft, ist unsere Kleidung. Wir definieren uns über unsere Garderobe, sei es auf der Arbeit oder in der Freizeit. Wir wählen bewusst aus, welche Farben, Schnitte und Stoffe wir tragen möchten. Die einen setzen sich dabei intensiver mit ihrer Kleidungswahl auseinander, die anderen weniger.
Dieser Überkonsum, das Verlangen nach immer mehr und immer neueren Teilen, lässt einen neuen Trend aufpoppen: Secondhandmode. Also Mode, die bereits gebraucht ist, jedoch noch gut erhalten ist und weiterhin genutzt werden kann. Ob hochwertige Designerstücke oder das preiswerte Lieblingsteil, es gibt alles was das Herz begehrt auch in gebraucht.
Was macht unsere Kleidung bedenklich?
Es lohnt sich einen Blick auf die Herkunft unserer Kleidung zu werfen, denn rund 90%, der in Deutschland gekauften Kleidung, stammt aus dem Import. Ganz vorn dabei sind die Exportländer China, Türkei und Bangladesch. Die unmenschlichen Arbeitsbedingungen und unfairen Löhne werden dabei eher selten beim Kauf thematisiert.
Auch wird für die Produktion unserer Kleidung nicht an chemischen Inhaltsstoffen gespart. Rund 14% des weltweiten Insektizidmarktes und 5% des Pestizidmarktes fallen aufgrund des Baumwollanbaus an. Und auch die enorme Wasserverschwendung, die mit der hohen Produktion an Kleidung einhergeht, ist eine ernstzunehmende Bedrohung für unsere Umwelt. Die unverhältnismäßig großen Mengen an Süßwasser, welche für die künstliche Bewässerung der Baumwollpflanzen verwendet werden, schränkt unsere weltweiten Wasserressourcen weiter stark ein. Eine beispielhafte Umweltfolge ist die Vertrocknung ganzer Seen samt ihrer Ökosysteme.
Vielen Menschen sind diese Produktionsbedingungen bereits bekannt. Umso dramatischer ist es, dass wir trotzdem so oft, weit über unseren Bedarf shoppen, nur um unser Konsumbedürfnis zu stillen.
Ist der Kauf von Secondhandkleidung nachhaltig?
Keine Frage, das Tragen von Secondhandkleidung schont Rohstoffe und entlastet neben der Umwelt auch den Menschen. So sind viele Chemikalien bereits ausgewaschen und jedes bereits existierende Kleidungsstück beansprucht logischerweise keine weiteren Ressourcen mehr. Mit dem Griff zur gebrauchten Kleidung geht somit jeder einen Schritt in die richtige Richtung und tut etwas gegen den Überkonsum von Kleidung und seine Auswirkungen für die Umwelt.
Doch auch der Secondhandkauf hat eine negative Begleiterscheinung: Denn leider hinterfragen wir viel zu selten die Menge an Kleidung, die in unseren Schränken liegt. Ziel sollte es sein, neben dem Tragen von Secondhandmode, auch minimalistischer zu leben und jeden Kleiderkauf zu hinterfragen. Leider habe ich den Eindruck, dass auch der Secondhandkauf die Problematik eher umgeht als sie zu lösen. So beobachte ich in meinem Umfeld, und auch bei mir, immer wieder, dass mehr Kleidung gekauft als eigentlich benötigt wird.
Zusätzlich motivieren Tausch- und Verkaufsportale, wie beispielsweise Kleiderkreisel, Kleidung unüberlegt zu kaufen und bei Nichtgefallen schließlich wieder weiterzuverkaufen. Daraus ergibt sich häufig, dass zu viel Kleidung gekauft wird. Der wünschenswerte minimalistische Ansatz beim Secondhandkauf, geht schnell verloren.
Wie wäre der Weg in eine grünere Zukunft?
Was wir wirklich brauchen sind faire Arbeitsplätze, die sich durch einen angemessenen Lohn auszeichnen und Kleidung aus umweltverträglichen, ressourcensparenden Materialien. So würden wir nicht nur der Umwelt und den Arbeitenden in den Textilfabriken, sondern auch unserer Gesundheit etwas Gutes tun.
Mir ist sehr wohl bewusst, dass die Entscheidung für nachhaltige Mode bislang noch vergleichsweise teuer ist. Deshalb würde ich mir wünschen, dass sich in der Modeindustrie und in unseren Köpfen etwas verändert. Wichtig ist, dass wir uns darüber bewusst werden wie und wie häufig wir konsumieren, um ein möglichst verantwortungsbewusstes und nachhaltiges Handeln ermöglichen zu können.