Wie sieht unser aktuelles Konsumverhalten aus?
Unser Konsumverhalten ist DAS Paradebeispiel für unsere westliche, vom Kapitalismus geprägte Welt. Welche Ausmaße unser Verbrauch hat, ist vielen von uns gar nicht wirklich bewusst. Die Wahl unserer Kleidung, unserer Autos und unserer Lebensmittel wirkt sich vor allem auf die Produktionsentscheidungen von Unternehmen aus. Mit diesem Einfluss geht eine große Verantwortung einher, wenn es um nachhaltige Entwicklung geht. Der Möglichkeiten, die jeder einzelne von uns hat, um die Umwelt nachhaltig zu schützen, sind sich die meisten Menschen jedoch gar nicht bewusst. Die wohlhabendsten 20% der Weltbevölkerung verbrauchen an die 75% aller natürlichen Rohstoffvorkommen der Erde. Damit stehen wir nicht nur vor einem ökologischen, sondern auch vor einem tiefgreifend sozialen Problem.
Die Lebensbereiche, in denen wir als Verbraucher etwas verändern können und sollten, sind sehr alltäglich und unser Handlungsspielraum beginnt bereits beim wöchentlichen Einkauf im Supermarkt.
Die Warenvielfalt, die uns jedes Mal begegnet, wenn wir einen Supermarkt betreten, ist einmalig. Einmalig mit Blick auf die vergangenen Jahrtausende, in denen der Mensch die Erde bereits bevölkerte und vergleichsweise selten, wenn man die Gegenwart betrachtet, in der Deutschland eines der wenigen Länder ist, das von der Globalisierung fast ausschließlich profitiert. Diese Vielfalt an Waren macht uns zu jenen Privilegierten, die in Bezug auf ihr Konsumverhalten äußerst wählerisch sein dürfen.
So vielfältig wie die Waren sind auch die Preise – aber woher kommt das?
Der Schritt dahin, nur noch nachhaltige Produkte in den Einkaufswagen zu legen, ist bei den meisten Menschen noch ausbaufähig. Das zeigt uns vor allem die Tatsache, dass wir noch immer die Wahl zwischen konventionellen und ökologisch ausgezeichneten Produkten haben und entscheiden können, ob wir für ein halbes Kilo Schweinefleisch 3 oder 13 Euro bezahlen möchten. Diese starke Variierung der Preise kommt vor allem durch die Haltung und Fütterung der Tiere zustande. Gutes Futter und viel Platz bedeuten weniger Stress für das Tier und rechtfertigen im Umkehrschluss die 13 Euro. Bei einem Kilo das hingegen nur 3 Euro kostet, können wir davon ausgehen, dass einem 50 bis 110kg schweren Schwein gerade einmal 0,75 m² zur Verfügung stehen. Gefüttert werden die Tiere in der Massentierhaltung vor allem mit energiereichem Kraftfutter, damit sie in einem Zeitraum von 6 bis 7 Monaten ein Endgewicht von 110 bis 125kg erreichen und somit noch im Jugendalter geschlachtet werden können.[1]
Die Herstellung von einem Kilo Rindfleisch verbraucht 15.000 Liter Wasser und fordert einen großen Bedarf an Futtermittel für die Nutztiere (ein Rind verbraucht im Durchschnitt 1.300 Kilo Getreide und 7.200 Kilo Heu und Silage vor seiner Schlachtung). Eine Reduzierung des eigenen Fleisch- und Fischkonsums ist daher nicht nur gesünder, sondern auch nachhaltiger.
Mit welchen Produkten kann ich einen nachhaltigeren Konsum unterstützen?
Zunächst einmal kannst du bei jedem Einkauf nach regionalen Produkten Ausschau halten. Die haben einen geringen Anfahrtsweg und verbrauchen somit weniger Energie. Vor allem saisonales Obst und Gemüse ist in seiner Herstellung energieschonend, da es nur einer kurzen Lagerung bedarf und Frische garantiert. Noch besser sind Produkte, die sowohl regional als auch nachhaltig produziert werden. Zur besseren Orientierung gibt es verschiedene Siegel, die etwas über die Nachhaltigkeit der Produktion, die Arbeitsbedingungen für die Hersteller und die Qualität der Produkte aussagen. Die Vielfalt dieser Zeichen ist groß und führt beim Verbraucher oftmals zu großer Verunsicherung. Kaufe ich die Produkte mit dem Bio-Siegel oder lieber die Fair-Trade-Lebensmittel? Was ist der Unterschied zwischen einer Bioland- und Bio-Kennzeichnung? Ist es besser, Artikel ohne Gentechnik zu kaufen? Diese Fragen haben alle ihre Berechtigung, denn kaum jemand weiß, was sich hinter den einzelnen Siegeln verbirgt.
Der BUND hat die Lebensmittel-Kennzeichnungen in Kategorien von „sehr empfehlenswert“ bis „nicht empfehlenswert“ eingeordnet und somit eine Übersicht für den Verbraucher geschaffen (siehe Grafik), die eine gute Orientierung bietet.
Wie viel Essen werfen wir eigentlich regelmäßig weg und was kann ich tun, um das zu ändern?
Jedes Jahr werden ca. elf Millionen Tonnen an Lebensmitteln entsorgt. Rund 60% davon gehen auf das Konto der Verbraucher. In Geldmittel umgerechnet sind das pro vier-Personen-Haushalt Lebensmittel im Wert von 900 Euro. Um zukünftig weniger Nahrung im Müll entsorgen zu müssen, sollte regelmäßig die Haltbarkeit der Lebensmittel (auch über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus) kontrolliert und die Nahrungsmittel innerhalb dieses Zeitraums aufgebraucht werden. Essensreste können eingefroren und zu einem späteren Zeitpunkt aufgetaut und gegessen oder kreativ weiterverarbeitet werden. Es gilt die Devise, so wenige Lebensmittel zu entsorgen wie möglich.
Wem der nötige Anstoß fehlt, um aus den verbliebenen Nahrungsmitteln noch ein Gericht zu zaubern, kann sich unter restegourmet.de oder in der App Die Rezeptsuche inspirieren lassen. Hier gibst du einfach die Zutaten ein, die du noch zuhause hast und erhältst jede Menge Rezeptvorschläge.
Einen nachhaltigen Lebensstil im Bereich des Einkaufs und der Lebensmittelverwertung zu verfolgen, ist also gar nicht so schwer, oder? Leider machen wir uns momentan noch viel zu wenige Gedanken darüber, wie die Produkte eigentlich in unserem Supermarkt und letztlich in unserer Küche landen. Das liegt vor allem auch daran, dass der Verbraucher oftmals ziemlich im Dunkeln gelassen wird, wenn es um konkrete Informationen zur Herstellung einzelner Produkte geht. Das sollte für uns aber keine Ausrede sein, uns immer für die günstigere Ware zu entscheiden. Ganz im Gegenteil. Wenn wir anfangen darüber nachzudenken, unter welchen Bedingungen das Fleisch, das Gemüse oder der Käse eigentlich hergestellt werden, spricht das unser Gewissen an und bewegt uns in Zukunft hoffentlich häufiger dazu, uns für das Kilo Schweinefleisch zu entscheiden, das 13 statt 3 Euro kostet, um somit sowohl der Umwelt als auch dem Schwein und letztlich unserer Gesundheit etwas Gutes zu tun.
Quellen
[1] Vgl. Albert Schweizer Stiftung: Mastschweine, unter URL: https://albert-schweitzer-stiftung.de/massentierhaltung/schweine/mastschweine[letzter Zugriff: 29.03.2020].
Die Bundesregierung: Nachhaltigkeit fängt zuhause an, unter URL: https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/nachhaltig-leben/nachhaltigkeit-faengt-zu-hause-an-467036 [letzter Zugriff: 29.03.2020].
BUND: Mit Brief und (Bio-)Siegel: Welche Kennzeichnung von Lebensmitteln ist empfehlendwert, unter URL: https://www.bund.net/themen/massentierhaltung/haltungskennzeichnung/bio-siegel/ [letzter Zugriff: 24.03.2020].