„Wenn plötzlich alles nachhaltig ist, dann ist nichts mehr nachhaltig.“

(Vgl. Sächsische Carlowitz-Gesellschaft, 2013)

Dieses Zitat lässt einen zuerst stutzen, denn wie schön wäre es, wenn alle Produkte, Prozesse und Handlungen plötzlich nachhaltig wären? Doch das Zitat zielt auf die Verwendung des Wortes “Nachhaltigkeit” ab. 

Seit einigen Jahren erleben umweltbewusste Bewegungen einen immensen globalen Hype. Millionen von Menschen fordern neben einer tierfreundlichen Ernährung insbesondere Eins: Mehr Nachhaltigkeit. Dies führte dazu, dass die Produkte in nahezu allen Wirtschaftsbereichen “nachhaltiger” und “grüner” wurden. Darüber hinaus haben insbesondere Bewegungen wie Fridays for Future den Begriff der Nachhaltigkeit in die Medien, Alltagsgespräche und damit auf die politische Agenda gebracht. Der Begriff Nachhaltigkeit dürfte in der Bundestagswahl 2021 aller Voraussicht nach eine elementare Rolle spielen, eventuell sogar wahlentscheidend sein. 

 

Doch was genau ist jetzt eigentlich mit Nachhaltigkeit gemeint?

Zuallererst muss man verstehen, dass der Begriff weder geschützt, noch offiziell definiert ist. Die Bedeutung des Wortes ist daher entsprechend flexibel. 

Die Schöpfung der Begrifflichkeit wird Hans Carl von Carlowitz zugesprochen. In seinem Werk “Sylvicultura oeconomica, oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht”, das er kurz vor seinem Tod im Jahre 1713 veröffentlichte, forderte von Carlowitz kurz nach dem 30 jährigen Krieg eine nachhaltende Forstwirtschaft. 

Er forderte nur so viel Holz zu schlagen wie auch nachwachsen könne, so dass nachhaltend, also auch in künftigen Generationen noch Holz geschlagen werden kann.

Durch diese ressourcenorientierte Verwendung des Begriffes wurde er bereits vor mehr als 300 Jahren zum Erfinder der Nachhaltigkeit. 

So richtig geschah dies aber erst im Jahre 1987 als die Brundtland Kommission nicht nur den Begriff der Nachhaltigkeit in Verbindung zeitaktueller Problemstellungen nutzte, sondern dabei auch auf von Carlowitz’s Prinzip der bedachten Ressourcennutzung zurückgriff und es zum Leitbild der heutigen Nachhaltigkeitsbewegung machte.

So definierte die Brundtland Kommission eine nachhaltige Entwicklung 1987 als die Entwicklung, die die aktuellen Bedürfnisse befriedigt ohne dabei die Möglichkeit künftiger Generationen zu beeinträchtigen ihre Bedürfnisse zu erfüllen. (vgl. Brundtlandt 1987)

 

Die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit

Die sehr auf Ressourcenknappheit unserer Erde beschränkte Definition von Nachhaltigkeit wurde mit den Jahren und dem steigenden Interesse an dem Konzept der Nachhaltigkeit immer weiterentwickelt.

Da eine rein ökologische Betrachtung des Begriffs eine nachhaltige Entwicklung nicht gewährleisten würde, wurde das Konzept der Nachhaltigkeit auf drei Dimensionen ausgeweitet.

 

1 – Ökologische Nachhaltigkeit

Die erste Dimension beschäftigt sich mit den Ursprüngen der Nachhaltigkeit. Ein schonender Umgang mit unseren Ressourcen charakterisiert diese Dimension maßgeblich. Dabei werden verschiedene Prozesse in ihrem vollen Lebenszyklus nach ihrem Einfluss auf unser Ökosystem bewertet. – Also von der Gewinnung der Ressourcen bis zur Entsorgung. Das Ziel ist Umwelteinflüsse zu reduzieren und umweltneutrale oder gar förderliche Prozesse zu schaffen.

 

2 – Wirtschaftliche Nachhaltigkeit

Ein umweltfreundlicher aber unwirtschaftlicher Prozess ist ein ökologischer aber kein nachhaltiger Prozess. Die Nachhaltigkeit bedingt stets einer Langfristigkeit, also einer nachhaltenden Nutzung. Unwirtschaftliche Prozesse können zeitweise subventioniert werden. Sie werden sich jedoch gegenüber wirtschaftlichen Alternativen langfristig nicht durchsetzen. Die wirtschaftliche Dimension ist daher nicht zu vernachlässigen und stellt einen essentiellen Bestandteil der Nachhaltigkeit dar.

Hat man nun einen Prozess gefunden, der sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich ist, so kann dennoch nicht einfach von einem nachhaltigen Prozess ausgegangen werden. Um von einem wirklich nachhaltigen Prozess sprechen zu können sind stets alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit zu erfüllen.

 

3 – Soziale Nachhaltigkeit

Die dritte Dimension stellt sicher, dass der Prozess neben ökologischen und ökonomischen Zielen auch soziale Interessen erfüllt. Ein Prozess muss stets die menschlichen Bedürfnisse erfüllen, um langfristig zu funktionieren. Auch ist es wichtig, dass er die Wertevorstellungen der Anwender erfüllt, um nachhaltend akzeptiert und genutzt zu werden.

 

Die theoretische Zielvorstellung ist es, alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit maximal zu erfüllen. Da dies in der Praxis jedoch kaum möglich ist, spricht man von einem nachhaltigen Prozess, wenn ein möglichst guter Kompromiss aus allen drei Dimensionen gefunden wurde.

Die Ökopaten definieren Nachhaltigkeit

In einem digitalen Workshop Anfang 2021 hatten wir den Begriff der Nachhaltigkeit für uns definiert:

Einen besonderen Wert haben wir bei dieser Definition auf die Wörter gemeinsam und achtsam gelegt, denn am Ende werden wir nur etwas bewegen, wenn wir achtsam mit uns und unserer Umwelt umgehen und alle an einem Stang ziehen.